Dienstag, 13. September 2016

Glück ist, wenn man dieses Buch ließt


"Glück ist, wenn man trotzdem liebt" von Petra Hülsmann (Gastrezension von Emotionen)

Dieser Roman war das Buch der Juni Lesechallenge. Die äußere Aufmachung lässt schon einiges über den Inhalt vermuten – ein typischer Frauenroman, Chick Lit wer den englischen Begriff bevorzugt. Das Cover alleine konnte mich nicht ganz überzeugen, dafür war es mir dann doch zu kitschig und bis auf Rosen kann ich Schnittblumen eigentlich gar nicht leiden. Aber der Klappentext versprach komische Verwicklungen und wenn es schon sozusagen als das Buch des Monats ausgewählt wurde, versuchte ich mich zusammenreißen. War ich anfangs noch skeptisch, so wurden diese Zweifel schon bald aus dem Weg geräumt.

Jens und Isabelle sind zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Isa ist beim Essen äußert wählerisch und Jens ist ein Koch, der nicht nur Knall auf Fall ihr Lieblingsrestaurant übernimmt, sondern der sich auch partout weigert, ihr eine Suppe zu kochen und somit von seiner Speisekarte abzuweichen. Im Schlepptau hat er seine Teenager Halbschwester, die ihm nicht nur den letzten Nerv raubt, sondern auch noch ständig versucht ihn zu verkuppeln. Isabelle, die sich zunächst nur höchst widerwillig mit den beiden anfreundet muss aber schon bald zugeben, dass sich die beiden in ihr Herz schleichen auf eine unauffällige aber effektive Weise …

Das Buch hält auf jeden Fall was es von außen verspricht. Es ist romantisch, witzig, kitschig und das alles in einer erfrischenden Mischung, genauso wie man sich eine leichte Sommerlektüre wünscht. Mal von den blutrünstigen Krimis und Thrillern Abstand nehmen und in der Hängematte wortwörtlich die Seele baumeln lassen. Das Buch lässt sich relativ gut durchlesen, gerne auch mal am Stück. Isabelle und Jens kommen zwar beide immer wieder vom Weg ab und tun sich schwer glücklich zu werden, aber trotzdem war das Buch von einer angenehmen Länge und fühlte sich nicht künstlich in die Länge gestreckt. Nichts ist Schlimmer als ein Buch, das man sich dünner wünscht und bei dem der Leser den Eindruck gewinnt, der Autor hätte Angst gehabt, das Buch würde sich nicht verkaufen, wenn es eher einem Heftchen gleichkommt.

Während ich von Isabelle im ersten Kapitel entsetzt war – ich dachte wirklich ich hätte gerade eine zwangsgestörte, durchgeknallte, sture Frau getroffen, die ich nun über hunderte von Seiten aushalten musste. Glücklicherweise legte sich der Eindruck schnell wieder, auch wenn Isabelle meiner Meinung nach ihre alten, jahrelangen Gewohnheiten doch relativ schnell ablegt. Und trotz meiner vorher erwähnten Abneigung gegen Schnittblumen und Tante-Emma-Läden im Allgemeinem konnte mich auch Isabelles Chefin Brigitte – die einen finanziell ziemlich ruinierten Blumenladen führt – für sich gewinnen. Jens Schwester Merle fand ich am Anfang ätzend, aber auch mit ihr bin ich warm geworden, auch wenn sie mit ihren gutgemeinten Absichten für die eine oder andere (wahnsinnig komische und originelle) Szene sorgt, gerade weil sie mal wieder total übers Ziel hinausschießt und sowohl bei Isabelle als auch bei Jens für Verwirrung sorgt.

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist ein Sommerroman, den man am besten draußen auf einer Picknickdecke liest, oder auch auf der Gartenbank, meinetwegen auch am Strand. Der Roman macht keinen Hehl daraus, dass er eine Romantik-Komödie nach dem 08/15 Schema ist. Allerdings ist mir wesentlich lieber, ich weiß woran ich bin, als dass dann verzweifelt irgendein Mord/Geheimnis/Familiendrama an den Haaren herbeigezogen wird, nur um eine breitere Leserschar anzuziehen. Petra Hülsmann hat auch schon zwei weitere Romane geschrieben und sich damit eine Fanbasis aufgebaut. Sie hat aber nicht nur bereits eine Zielgruppe gefunden, die sie ansprechen will, sondern zugleich auch bewiesen, dass sie die Leser zu begeistern weiß, selbst wenn jedem klar sein dürfte, wie so eine Geschichte ausgeht. Ich denke, ich spoilere an dieser Stelle nicht allzu viel, denn im Normalfall schaut man sich keine Komödien an, die am Ende traurig enden (was ja eigentlich schon per Definition fast nicht geht).

Was ich kurz sagen wollte und was dann sehr lang geworden ist: Sie versteht ihr Handwerk, das hat sie schon bewiesen.

Mein Fazit: Ich habe bekommen, was ich mir erwartet habe, eine lustige rührende Geschichte für zwischendurch. Auf Dauer wären mir solche Romane vielleicht doch ein bisschen zu gefühlsduselig (ich glaube ich bin da viel zu realistisch veranlagt) aber als Sommerlektüre für zwischendurch, zwischen zwei actionreiche Bücher geschoben – dafür eignet sich das Buch perfekt! Ich hatte ein paar schöne Lesestunden damit. Die großen, dramatischen Gefühle haben mir ein bisschen gefehlt, mir war das Buch stellenweise einfach zu glatt und zu rosarot mit Zuckerwattewolken. Nichtsdestotrotz ist es gut geschrieben und für Fans der Autorin und romantischer Liebesgeschichten auf jeden Fall ein Muss. Von mir gibt es vier von fünf Sternen und eine Weiterempfehlung.

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